In Bad Pyrmont startet das Tagesförderprojekt „Löwenzahn“: Natur mit allen Sinnen erleben

„Hier ist Vollbeschäftigung, bei uns ist keiner arbeitslos“, freut sich Michael Hülsebusch, Fachbereichsleiter in Bad Pyrmont. Für die 160 Bewohnerinnen und Bewohner ist das Spektrum der Tagesförder-Angebote jetzt noch einmal erweitert worden. Bei strahlendem Sonnenschein eröffnete die Diakonie Himmelsthür ihr „Löwenzahn“-Projekt.

Den blumigen Titel trägt ein Areal mit allerlei Geräten, die die Körperwahrnehmung trainieren: vom Trampolin über Klangröhren, Schaukeln oder Bagger bis zur Sandlandschaft, zu der auch eine Goldwäscher-Anlage gehört. Naturmaterialien überwiegen, Baumstämme dienen den Platten von Tischen und Bänken als Unterlage. „Die Natur mit allen Sinnen erleben“, heißt hier das Motto.

Das unübersehbare Zentrum und Prachtstück des „Löwenzahn“-Bereichs im Park des Hauses Pyrmont bildet ein großer Bauwagen. „Der ist in Süddeutschland speziell nach unseren Vorstellungen gebaut worden“, berichtet Michael Hülsebusch. Zehn Meter lang ist er und zwei Meter breit, außen wie innen komplett mit Holz verkleidet. Es gibt einen Vorraum, der zugleich als Teeküche dient, und einen gemütlichen Hauptraum, in dem die zehn Mitglieder der Löwenzahn-Gruppe bequem Platz haben, wenn das Wetter mal nicht mitspielt.

Die ganze Anlage hat rund 60.000 Euro gekostet und ist größtenteils durch Spendengelder finanziert worden. Viele Unternehmen und Einzelpersonen aus Bad Pyrmont und aus ganz Niedersachsen haben dazu beigetragen. Zwei von ihnen dankte Michael Hülsebusch beim Einweihungsfest besonders: Margot und Hubert Kraft haben zu ihrer Diamantenen Hochzeit auf Geschenke verzichtet und stattdessen die Gratulierenden gebeten, das Projekt der Diakonie Himmelsthür zu unterstützen.

Eva-Maria Hilpert, Bereichsleiterin der Tagesförderung, ist froh, neben 20 Kreativ-, Werkstatt-, Produktiv- und Gartengruppen noch eine zusätzliche Außengruppe anbieten zu können. Unter den Bewohnerinnen und Bewohnern gebe es viele, die es in festen Wänden schwer aushielten, so Eva-Maria Hilpert, „das sind Menschen mit einem sehr großen Bewegungsdrang“. Viele von ihnen hätten zudem einen hohen Hilfebedarf.

Zu den zahlreichen Gästen beim Eröffnungsfest gehörten auch die Kinder der evangelischen Kindertagesstätte (Kita) Marienstraße, die sich gleich nebenan befindet. Einmal in der Woche, jeden Mittwoch, steht „Löwenzahn“ den Kindern zur Verfügung, die vor allem die Sandlandschaft sofort für sich entdeckten. Darin seien sich die Menschen mit Assistenzbedarf und die Kinder ganz einig, sagt Michael Hülsebusch: „Es will keiner spielen, alle wollen arbeiten.“ Nachmittags ab 16 Uhr steht der Spielbereich auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Zum Spielen oder zum Arbeiten, je nach Geschmack.

Der Text erschien zuerst im Magazin „miteinander.leben“ der Diakonie Himmelsthür, Ausgabe September 2014.