Stiftung Himmelsthür spendet für barrierefreie Küche im Hildesheimer „Treffer“ 4000 Euro und lädt zum gemeinsamen Kochen ein

Wolfgang Staudinger bestreicht die Toastscheiben mit Chilisauce, Reinhard Ebert belegt sie: Kochschinken, Ananas, Käse obenauf. Toast-Hawaii, das kennt jeder. Und im „Treffer“ in der Hildesheimer Nordstadt können sogar alle bei der Zubereitung helfen. Ob man im Rollstuhl sitzt wie Reinhard Ebert oder ob man wie Wolfgang Staudinger an der Arbeitsplatte steht – das fällt gar nicht auf. In der neuen, barrierefreien Küche im Treffer, arbeiten alle Hand in Hand.

Die Stiftung Himmelsthür hatte zum gemeinsamen Probe-Kochen in das Begegnungszentrum „Treffer“ an der Peiner Straße eingeladen. Rund 30 Besucherinnen und Besucher waren gekommen: Tomaten wurden geschnippelt, die Salatsauce abgeschmeckt, der Tisch eingedeckt. Ein großes Gewusel, schließlich halfen alle mit. Mitarbeitende, Nachbarinnen und Nachbarn aus der Nordstadt sowie weitere Menschen mit und ohne Behinderung und – nicht zuletzt – der Vorstand der Stiftung Himmelsthür. Die Stiftung hat mit einer 4000-Euro-Spende maßgeblich dazu beitragen, dass die offene Küche installiert werden konnte. „Gemeinsam kochen und gemeinsam essen, das ist ja die beste Gelegenheit miteinander Zeit zu verbringen“, sagt Wolfgang Dressler, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Himmelsthür.

Aber wie ermöglicht eine barrierefreie Küche dieses Miteinander? „Der neue Herd ist höhenverstellbar, die Ceranfelder in einer Reihe angeordnet“, erläutert Eventmanagerin Miriam Raabe. So können sich Menschen im Rollstuhl beim Übergreifen auf die hinteren Platten nicht verbrennen. Rollcontainer dienen außerdem als variable Unterschränke. Dafür gibt es unter der niedrigen Arbeitsfläche, auf der sich inzwischen schon die Hawaii-Toasts stapeln, keine Unterschränke – damit Rollstuhlfahrer alles bequem erreichen können.

Das sind Vorteile, die sich bereits bewährt haben. Jeden Freitag fand in der Begegnungsstätte Treffer zwei Monate lang ein offener Kochkurs statt. Zwölf Menschen mit und ohne Assistenzbedarf machten mit. Wie Karl-Heinrich Föge, der einfach Lust hatte auf gemeinsames Kochen. „Der herzliche Umgang hier“, sagt Föge, „das ist schon etwas Besonderes.“

Heidi Schütt leitete den Kurs mit Susanne Lippoldt. Zwar müsse man beim Kochen einiges berücksichtigen, wenn Menschen ein Handicap hätten, erklärt die Pfarramtssekretärin der Martin-Luther-Gemeinde – dafür käme aber auch besonders viel Begeisterung zurück.

Und das sieht man. Am Ende des Abends haben sich alle am Tisch versammelt. Nur Wolfgang Schwabe lädt noch dampfende Toasts Hawaii auf ein Tablett. Und Monika Nieft serviert den Gästen, um anschließend eine vorbildlich kurze Tischrede zu halten: „Und das Essen, das ist Spitze!“ Stimmt: Hawaii-Toast, dazu Tomaten-Rucola-Salat, außerdem Joghurt mit Heidelbeeren zum Nachtisch: rundum zufriedene Gesichter.

Der Text erschien zuerst im Magazin „miteinander.leben“ der Diakonie Himmelsthür, Ausgabe Juni 2015.